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The Drones: Feelin Kinda Free (Review)
Artist: | The Drones |
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Album: | Feelin Kinda Free |
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Medium: | CD/LP+CD/Download | |
Stil: | Krasser Rock mit krassen Texten |
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Label: | Tropical F*&k Storm Records / Bertus Distribution / NoisOlution | |
Spieldauer: | 40:04 | |
Erschienen: | 18.03.2016 | |
Website: | [Link] |
„Was für ein Album!“
Genauso lautet der letzte Satz des Promo-Sheets zum bereits siebten Album „Feelin Kinda Free“ der australischen Band THE DRONES. Und alle, die harte Nerven und ein Faible für psychedelische, krautrockige oder frühe „Flying Teapot“-GONG-Musik haben, die sind bei den abgefahrenen Melbourner Musikern bestens aufgehoben:
„Was für ein Album!“
Dem kann man nur widerspruchslos zustimmen, denn THE DRONES erproben sich auf ihrer CD in der musikalischen Kriegsführung gegen alles, was heutzutage als etwas Normales, fein Angepasstes gilt und setzen in ihren Texten gleich noch Maßstäbe, indem sie sich überall dort einmischen, wo man heutzutage Künstlern zu unterstellen versucht, das wäre nicht ihr Gebiet.
Dann seht euch vor!
Denn THE DRONES feuern auch textlich radikale Breitseiten auf all den politischen Scheißdreck, den uns die Nachrichten als alltägliches Übel verkaufen, egal ob das nun die ISIS, Rassenunruhen, Neofaschismus oder der gewissen- und morallose Wirtschaftskapitalismus sind. Dabei erzielen sie jede Menge Volltreffer - so als wäre die Rote Armee Fraktion mit Baader und Meinhof wieder zurück und hätten sich besonnen, statt mit Waffen ihre Gegner zu vernichten, dies mit Musik zu tun. Leider funktioniert diese Variante der friedlichen Kriegsführung noch immer nicht und es setzt kein Umdenken bei den geldgeilen oder glaubensverpeilten Arschlöchern ein, denen jedes Mittel zur Erhöhung ihrer Profite oder „Zwangsglaubianisierung“ recht ist.
Kein Wunder also, dass solche Haltung den Terror auf den Plan ruft - und die echten Dronen leider der Wirkung der musikalischen THE DRONES den Rang ablaufen.
Noch immer!
Wie lange noch?
Aber genau diese Frage kommt einem nach dem Hören von „Feelin Kinda Free“ und dem Lesen der Texte in den Sinn.
THE DRONES bezeichnen ihre Musik selber als „einen schlechten Trip, zu dem man jedoch prima tanzen kann“ und „die besten Lieder nach einem schlechten Traum“ sowie „einen Schlag auf‘s Hirn“. Im Grunde aber wildern sie geschickt durch alle musikalischen Rock-Stile, die von Punk bis Electronic-Pop im Angebot sind und verbreiten dabei eine oftmals ähnlich finstere Atmosphäre wie ein NICK CAVE oder JOY DIVISION mit DEAD CAN DANCE-Attitüde. Doch immer, wenn es etwas zu finster wird, tauchen wie ein Regenbogen nach schrecklichem Gewitter farbenfrohe, flotte Momente und schöne Melodien bzw. fast beschwingte Rhythmen auf.
So ist „Taman Shud“ eine eigenartige Kombination aus CLASH-Punk und Reggae. Natürlich werden hier sofort Erinnerungen an eins der besten Punk-Alben aller Zeiten wach: „Sandinista“! Der Text aber rechnet in bester Punk-Manier mit allem ab, was einem so in den Sinn kommen kann, wenn man an das Wort „Scheiße“ denkt, um am Ende eine bitterböse Botschaft an Flüchtlinge, die über‘s Wasser kommen, zu senden: „You came here in a boat you fucking cunt“. Überhaupt ist „Fuck“ das offensichtlich am häufigsten auf „Feelin Kinda Free“ vorkommende Wort. Wen wundert‘s da, dass gleich im ersten Song des Albums die Bitte nach einer „Hinrichtung ganz im Privaten“ ausgesprochen und im letzten Song mit E.T. und dem idiotischen Gedanken abgerechnet wird, dass Außerirdische mit guten Absichten zu uns kämen: „They might be little / Might be green / But hardly green with envy.“
„To Think That I Once Loved You“ wiederum besticht als eine düstere Ballade, in der sich die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN und Mr. Cave die Hand reichen, während die letzten beiden Songs „Sometimes“ und „Shutdown SETI“ so klingen, als hätte DAEVID ALLEN aus himmlischen Höhen Hand angelegt, um eine Fortsetzung von GONGs „You“ zu schreiben.
Was für ein Album!
FAZIT: Wer sich auf THE DRONES einlässt, der ist nicht etwa von allen guten Geistern verlassen, sondern stellt diese eher in Frage, wenn Andere davon faseln. Kein Wunder, dass die Australier sich für so ein Album 10 Jahre Zeit gelassen haben. Anno 2016 ist‘s tatsächlich höchste Zeit für „Feelin Kinda Free“, weil man sich gerade genau wie das Gegenteil fühlt. Die TALKING HEADS hatten ihren „Psycho Killer“, THE DRONES haben ihren „Killer Psycho“ mit diesem Album erschaffen.
PS: Und kaum dass diese Review veröffentlicht ist, erreichen uns die Nachrichten, dass in Brüssel wieder fanatische Attentäter auf Flughäfen und in U-Bahn-Stationen mit Selbstmordattentaten völlig Unschuldige “hinrichten”! Wie krank muss man eigentlich sein, um das noch zu begreifen, was bei uns vorgeht?
Verdammt noch mal - THE DRONES fliegen wieder, aber leider nicht nur aus unseren Lautsprecherboxen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Private Execution
- Taman Shud
- Then They Came For Me
- To Think That I Once Loved You
- Tailwind
- Boredom
- Sometimes
- Shutdown SETI
- Bass - Fiona Kitschin
- Gesang - Gareth Liddiard, Fiona Kitschin, Dan Luscombe
- Gitarre - Dan Luscombe, Gareth Liddiard
- Keys - Steve Hesketh, Dan Luscombe
- Schlagzeug - Christian Strybosch
- Feelin Kinda Free (2016) - 12/15 Punkten
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